Ueli Zahner

Gestaltungspädagoge iac


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Ueli Zahner hat im Jahre 2015 die Ausbildung zum Gestaltungspädagogen am iac abgeschlossen. Was sich seither in seinem Leben verändert hat und wie er den Mut entwickeln konnte, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen, erfahren Sie im nachfolgenden Interview.

___ Vor der Ausbildung am iac

Was waren deine Berufserfahrungen vor dem Eintritt ins iac?
Ich bin gelernter Schreiner und habe noch eine Ausbildung zum Sozialpädagogen gemacht. Vor dem iac war ich elf Jahre an einer Institution als Schulsozialpädagoge in einer Klasse mit schwierigen Schülern tätig. Ich arbeitete mit den Kindern vor allem im Werkraum. Als eines Tages die Anfrage des Schulleiters kam, ob ich nicht alle Schüler der Institution im Werken unterrichten möchte, willigte ich ein. Ich wusste, den Schülern macht dieses Fach Spass. Ich musste dann aber auch feststellen: Alle Schüler der Institution im Werken zu unterrichten, war etwas ganz anderes, als mit meinen paar Schülern im Werkraum zu arbeiten. Es fiel mir schwer, neue Ideen zu finden und den Unterricht zu gestalten. So blieb ich oft in meinem gewohnten, kleinen Bereich – dem Arbeiten mit Holz.  Ich entschied mich, eine Ausbildung zu machen. Im Internet bin ich auf das iac gestossen, das mich sofort angesprochen hat. 


«Es fiel mir schwer,
neue Ideen zu finden
und den Unterricht
zu gestalten. So blieb
ich oft in meinem
gewohnten, kleinen 
Bereich – dem
Arbeiten mit Holz.»



Welche Ziele hast du dir gesetzt? 
Ich wollte viel Neues lernen, das ich dann im Unterricht umsetzen konnte. Zudem wollte ich die Qualität des gestalterischen Unterrichts verbessern und vielseitiger werden. Ich wollte eine Ausbildung vorweisen, um auf dem Arbeitsmarkt mehr Möglichkeiten im gestalterischen Bereich zu haben. Auch wollte ich ein selbstständiges, gestalterisches Projekt umsetzen. In meinen Stammbereichen Holz und Metall lag viel Neuland brach. Auch dieses wollte ich ­weiter bearbeiten.



___ Während der Ausbildung

Wie hast du die ersten zwei Jahre der Ausbildung erlebt? 
Es waren super Jahre für mich. Wichtig waren dabei zwei Bereiche:
1. Der Umgang mit den verschiedenen Materialien. Ich lernte viele verschiedene Techniken kennen und auch die Gestaltungsmöglichkeiten der Werkstoffe. Diese Grundlagen konnte ich anschliessend mit meinen ­Schülern eins zu eins umsetzen.
2. Die Art, wie am iac unterrichtet wird. Es war kein Druck da, so wie er an unserer Schule zum Teil noch vorherrscht. Keine Hausaufgaben, keine schriftlichen Arbeiten, die spürbare Motivation, die Freude am Gestalten, die Möglichkeit, sich dort weiterzuentwickeln, wo man Lust hat und die Möglichkeit, ein Thema zu vertiefen – all das genoss ich sehr.  Das war eine Grundhaltung beim iac und das zu erfahren, war ein ganz wichtiger Teil der Ausbildung für mich. Ein solches Schulsystem kannte ich bisher noch nicht.

Konntest du auch in den Bereichen Holz und Metall – darin bist du ja schon ein Profi – Neues dazulernen?
Auch hier kamen viele neue Inputs hinzu. Von der Theorie her habe ich das meiste zwar schon gewusst. Wertvoll war aber, die unterschiedlichen Möglichkeiten kennenzulernen. Wie das Wissen weitergegeben wird, wie man doziert, da konnte ich Neues dazulernen.

Wie hast du das dritte Jahr erlebt?
Dieses Jahr ist mir eher schwergefallen.Zwar behandelten wir auch Themen, von denen ich profitieren konnte, aber da ich eher der Praktiker bin, fiel es mir nicht so leicht wie zuvor. Ich habe zum Beispiel gelernt, mit InDesign zu arbeiten. Dieses Programm brauche ich heute noch oft. Hinzu kamen die Werktage, wo ich das Bronzegiessen im Sandgussverfahren lernte und alles rund ums Kurswesen.Das Gelernte setze ich seither selbst um. So gebe ich heute an verschiedenen Orten Kurse; die Grundlagen dafür habe ich alle am iac gelernt, das war sehr wichtig.


«So gebe ich heute
an verschiedenen
Orten Kurse; die
Grundlagen dafür
habe ich alle am
iac gelernt, das war
sehr wichtig.»



Das vierte Jahr war das Projektjahr. Was hast du dort für Erfahrungen gemacht?
Es klang sehr spannend. Ich wusste auch, dass ich mich sonst wohl nie mehr in diesem Umfang mit einem Thema auseinandersetzen werde. Seit ich Messer schmiede, das ist jetzt 7-8 Jahre her, hatte ich die Idee, ein Messer von Grund auf selbst zu machen. Dies gehört ja auch zur Philosophie vom iac: etwas von Grund auf zu erarbeiten.Ich wusste nicht, auf was ich mich einliess und probierte es einfach mal aus. Dabei habe ich auch gelernt, zu scheitern und nicht aufzugeben.

Am Anfang klappte nichts, was sehr nervenaufreibend war. Wochenlang arbeitete ich an etwas und doch kam nichts dabei heraus. Es war ein sehr intensives Jahr - doch schlussendlich erreichte ich mein Ziel. Die Messer sind entstanden, doch waren sie von der Qualität her nicht brauchbar. Dafür wäre noch ein weiteres Jahr nötig gewesen. Aber ich hatte extrem Freude, dass ich es geschafft hatte, die Messer herzustellen.

Wie war für dich das gemeinsame Planen der Ausstellung?
Das Schöne an diesem Projekt: Die Klasse entwickelte einen starken Zusammenhalt. Gruppendynamisch war es das intensiv­ste Jahr. Man arbeitete zusammen auf ein Ziel hin, das hat Spass gemacht. Im Ausstellungsbereich konnte ich viel dazulernen. Nun weiss ich, wie man eine Ausstellung auf die Beine stellt. Je näher die Ausstellung kam, desto anstrengender und intensiver wurde es. Doch muss man eine solch grosse Ausstellung einfach einmal erlebt haben!

Wie hast du dich in dieser Zeit persönlich weiterentwickelt?
Dank der Ausbildung am iac habe ich die Berufsschiene gewechselt. Vorher fand ich die Gestaltung zwar interessant, sie war aber nie mein Hauptthema. Während und nach der Ausbildung war dann aber klar, dass ich künftig etwas Gestalterisches oder Handwerkliches machen werde. Dieser Prozess hat in diesen vier Jahren stattge­funden. Im letzten Jahr der Ausbildung wechselte ich an eine öffentliche Schule. Ich arbeitete dort zwischen 50 % und 60 % als Werklehrer. Ich hatte mir auch vorgenommen, mehr Messer anzufertigen, doch es war sehr schwierig, mir die nötige Zeit dafür zu nehmen. Der Mittwoch war zudem für meine Kinder und den Haushalt reserviert. Ich habe es schlichtweg nicht geschafft, alles unter einen Hut zu bringen. Letzten Sommer fasste ich darum den Entscheid, meinen Werklehrerjob zu kündigen.



___ Nach der Ausbildung am iac

Wie stellst du dir deine Arbeitssituation in Zukunft vor?
Ab diesem Sommer wage ich den Schritt in die Selbstständigkeit: Ich biete erlebnis- und gestaltungspädagogische Projekte und Events für Schulen, Institutionen und Firmen an. Das Messermachen entwickle ich parallel dazu weiter. Meine Messer verkaufe ich über verschiedene Kanäle und präsentiere sie an Messer- und Kunsthandwerksausstellungen.Mir ist bewusst, dass ich dann noch nicht davon leben kann. Ich sehe das wie bei einem Künstler: Es braucht einfach eine gewisse Zeit, bis man einen Namen hat. Meine Frau arbeitet auch und ich kann zwischendurch sicherlich auch in Schulen oder im Sozialbereich aushelfen.

Du verlässt eine komfortable Situation und betrittst Neuland. Was löst das bei dir und deinem Umfeld aus?
Es ist ein Schritt, den viele Leute nicht verstehen. Klar hatte ich anfangs Bedenken und Angst. Ich fragte mich, was ich da für einen Blödsinn mache. Andererseits: Wenn es nicht funktioniert, bin ich schnell wieder irgendwo angestellt. Die Jobchancen stehen gut: Mit meiner breiten Palette an Ausbildungen – Schreiner, Werklehrer, Sozialpädagoge und Gestaltungspädagoge – habe ich einige Spielkarten in der Hand. Auch Kurse werde ich weiterhin geben.Wenn man im iac ist, kommt man auf solche Ideen, lernt Leute kennen, die das auch gemacht haben. Es braucht eine gewisse Ausbildung, um dies wagen zu können. Das Fundament dafür ist im iac gelegt worden. Es ist aber auch schön, dass man sich weiterentwickeln und Neues ausprobieren kann. Das muss auch sein, damit die Freude nicht verloren geht.


«Dabei habe ich
auch gelernt, zu
scheitern und
nicht aufzugeben.»



Hast du noch Kontakt zu Mitstudierenden. Hat sich da ein Netzwerk gebildet?
Wir sind gut vernetzt und es gibt eine Gruppe, die sich regelmässig trifft. Normalerweise organisiert immer eine Person der Gruppe einen Workshop im gestalterischen Bereich. Man kann sich dann einfach anmelden und gehen. Es gab aber auch schon einen Museumsbesuch im Museum für Gestaltung.

Warum interessieren sich so wenige Männer für die Ausbildung?
Das Gefühl, dass die Grundversorgung via Mann gehen muss, ist immer noch da. Die Verunsicherung, die ich eingegangen bin, ist total untypisch. Aber Frauen sind heutzutage so gut ausgebildet, da kann der Mann auch mal einen Schritt zurücktreten. Ich mache ja nicht einfach nichts, sondern etwas, was mir total Freude bereitet.

Die Frage nach der Quintessenz: Kannst du deine Erfahrungen in wenigen Worten zusammenfassen?
Die Ausbildung als Gestaltungspädagoge war wegweisend für meine Zukunft. Ich hatte die Ideen ja schon vorher, aber durch die Ausbildung ist es möglich geworden, diese umzusetzen.Was ich noch sagen will... Zuerst habe ich bedauert, dass die Ausbildung nicht staatlich anerkannt ist. Heute bin ich froh darüber.

Kannst du mir das erklären?
Ich habe schon viele Ausbildungen gemacht. Dabei ging bis zu einem Viertel der Arbeitszeit verloren für Bürokratie, Administration, Qualitätssicherung, Leistungsausweise etc. Diesen Viertel konnte ich vollumfänglich für mich nutzen.Die Ausbildung am iac baut auf Selbst­verantwortung und Motivation, man lernt für sich und nicht für Leistungsnachweise!


«Zuerst habe ich
be­dauert, dass die
Ausbildung nicht
staatlich anerkannt
ist. Heute bin ich
froh darüber.»



Hast du sonst noch einen Wunsch?
Meine Kurse als iac-Weiterbildung anbieten - das würde ich sehr gerne machen. Die Leute dort passen in meinen Kurs.




___ Schaufenster

Willkommen in der Welt der Messer!

Von Anbeginn der Menschheit war das Messer das wichtigste und vielseitigste Werkzeug des Homo sapiens und bis heute hat es nichts von seiner Wichtigkeit und Faszination verloren.Diese Faszination sprang schon als Kind auf mich über. Mit 16 Jahren schmiedete ich in einer kleinen Werkstatt in Frankreich mein erstes Messer. Damit war auf mehreren Ebenen das Feuer entfacht.

Messer machen bedeutet für mich: Leidenschaft, Durchhaltevermögen, Kreativität und Annäherung an die Perfektion!

Es ist das Zusammenspiel von Material, Form und Funktionalität, das dem Messer seinen besonderen Charakter gibt. Vom einfachen Messer bis zum Designobjekt bietet es dem Messermacher unendliche Gestaltungsmöglichkeiten. Die wichtigsten Merkmalesind jedoch bei jedem Messer dieselben: Es muss gut in der Hand des Benutzers liegen, eine Klingengeometrie besitzen, die dem Anwendungszweck dient und natürlich scharf sein. Die wichtigsten Aufgaben eines Messers sind nach wie vor das Schneiden und Zerteilen.

Jedes meiner Messer ist ein Unikat und komplett von Hand gemacht. Ich verkaufe die Einzelstücke, mache aber auch Messer nach Kundenwunsch.


Feuer & Stahl

6074 Giswil
www.feuerundstahl.ch